Berichte von 10/2014

Die wenige Freizeit

Sonntag, 19.10.2014

Glücklicherweise kommt Rai, eine Kommilitonin von uns, ursprünglich aus Bali. Der Vorteil für uns: sie hat ein Auto und wir konnten Sonntag einen Ausflug machen. Über die umliegenden Dörfer von Ubud, um noch mal ein paar Informationen für unser Projekt zu erhaschen sind wir nach Denpasar gefahren. Nach einem wundervollen Mittagessen, ging es weiter nach Nusa Dua.

Wir waren endlich am Strand! Feiner Sandstrand mit gelegentlichen Steinen oder riffartigen Felsen und glasklares Wasser mit Badewannentemperatur. Zum Baden hatten wir nichts mit und der Hunger machte sich breit. Ein paar Kilometer weiter gibt es einen Strand, der besonders von Surfern geschätzt wird und sich alle auf den Brettern versuchen. Der ganze Strand ist gesäumt von Restaurants, die frische Meeresfrüchte anbieten. Frisch heißt hier wirklich frisch. Da schwimmen die Fische noch im Aquarium, die Hummer klettern aufeinander rum, die Muscheln knacken so vor sich her und die Garnelen krabbeln auch herum. Man sucht sich aus, was man haben möchte und dann wird geköpft, abgeschuppt und gebraten oder gekocht oder was auch immer. Zu acht haben wir uns ein Festmahl gegönnt und wirklich mehr als genug zu essen gehabt. Und bezahlt haben wir für alles nur umgerechnet 10€ pro Person. Wahnsinn! Um einen herum glitzern die Lichter der Hotels an den Berghängen, die Wellen brechen gewaltig laut und überall riecht es nach Grill.

 

 

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

Samstag, 18.10.2014

So war zumindest der Plan.

Allerdings hatten wir doch recht viel Arbeit und waren wirklich jeden Tag mit dem Projekt beschäftigt. Wir haben die Gruppe anfangs nochmal gesplittet für ie Interviews. In verschiedenen Stadtteilen haben wir dann den Kontakt zu Einheimischen gesucht um die aktuelle Situation in Ubud aus ihrer Sicht zu verstehen. Nordi war in einer Gruppe mit Rai und sie sind eher in den ländlichen Teil Ubuds vorgedrungen, um zu sehen wie sich die Landschaft verändert hat aufgrund des Tourismus und wie die Menschen, die tatsächlich noch als Bauern arbeiten, vom Tourismus profitieren können oder drunter leiden.

Reisbäuerin

Norma war mit Niek, einem holländischen Student und Usada, einem Student von der Uni in Bali unterwegs. Sie haben das Gebiet rund um die Hauptschlagader Ubuds erkundet. Es handelt sich dabei eigentlich um eine einzige Straße, die durchgehend mit Geschäften gesäumt ist und direkt auf eine der Hauptattraktionen zuläuft, dem Monkey Forest. Dort leben vor allem Javaneraffen, die echt frech und neugierig sind und gerne mal die Taschen der Touristen durchsuchen. Die meisten Menschen sprechen hier Englisch und so war es kein Problem für uns, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Falls es mal nicht mehr ging, hatten wir ja Usada, der übersetzen konnte. Faszinierend war der ältere Balinese, der noch immer seinen Kunstladen betreibt und dort Holzschnitzereien und diese typischen Hindu-Masken verkauft. Alle Waren, die er anbietet, sind von Freunden oder Verwandten gemacht. Er hat erzählt, was seiner Meinung nach Vor- und Nachteile des Tourismus sind. Zu viel Verkehr, steigende Mieten für dei Geschäfte, aber eben auch eine wichtige Einnahmequelle und wirtschaftliches Wachstum.

Besonders interessiert hatte uns die Frage, ob die balinesisch-hinduistische Kultur unter dem Einfluss des Tourismus leidet. Die Antwort war überraschend und nach vielen verschiedenen Interviews immer die gleiche: NEIN!
 Zwar bieten die Tempel balinesische Tanzshows für Touristen an und machen damit viel Geld, aber die eigentlichen Rituale und Zeremonien sind nicht zugänglich für Touristen. Eher noch können durch die Touristen die kulturellen Werte gesichert werden. Beispielsweise gibt es eine Kunsthochschule, die speziell die balinesischen Tänze lehrt oder das traditionelle Schnitzen von Holzstatuen und auch die Malerei. Heute können die Leute davon leben, früher haben sie auf dem Feld gearbeitet und nebenbei die Kunst betrieben.

 

Jeden Abend haben wir uns als Gruppe mit unseren Mentoren zusammengesetzt und die tagesaktuellen Ergebnisse zusammengetragen und diskutiert. Das ging teilweise bis spät in die Nacht. Wir sind täglich gegen 5 Uhr zurück im Hotel gewesen und waren später dann essen. Anschließend, gegen 8 oder 9 Uhr haben wir erst die Meetings gehabt. Da saß man dann schonmal bis um 12 Uhr nachts. Aber wir haben es uns nicht nehmen lassen uns dazu ein oder zwei Feierabendbiere zu gönnen. Morgens ging es immer wieder um 8Uhr los.

 

Naja... wenn es in Indonesien heißt, man fährt um 8 Uhr los, dann treffen sich alle um halb 9 und man fährt schließlich um 9 Uhr los.

Was lange währt, wird endlich gut!

Donnerstag, 16.10.2014

Wir möchten uns bei unseren "Fans" für die lange Funkstille entschudigen. Hätten wir doch nur vorher gewusst, dass euch so langweilig ist ohne uns...

Nun ist es tatsächlich schon zwei Wochen her, dass wir in Bali waren. Aber keine Angst, wir erinnern uns noch immer sehr gut an alles und können detailliert berichten. Aufgrund der Semester-Zwischentests hatten wir so viel zu tun, dass keine Zeit zum Blog schreiben blieb und auch der Kopf mit ganz viel anderen Sachen voll war. Nun haben wir zwar noch immer nicht alles geschafft, aber wir gönnen uns eine Auszeit und befassen uns schriftlich auch mal wieder mit der deutschen Sprache.

Zuerst gibt es nähere Informationen über das Projekt, das wir gemacht haben. Worum es dabei ging, war ja schon Thema im letzten Blogeintrag. Unsere Arbeitsgruppe für "Community Development" bestand aus sieben Leuten, alle aus unserer Double Degree Klasse. Insgesamt sind etwa 30 Studenten mitgefahren und um die 10 Mentoren, darunter auch Professoren. In Kooperation mit der Universität von Bali in Denpasar wurden uns einheimische balinesische Studenten zur Seite gestellt, einer pro Gruppe. Die anderen Gruppen hatten Themen wie "Urban Design", "Transportation System" und "Tourism Planning".

Da das Projekt von den Regierung initiiert wurde, stellte diese uns auch Hotelzimmer im Hotel Ginyar bereit. Dort wohnten wir in Zweibettzimmern mit Terrasse und gemütlichen Sitzecken im Grünen. Frühstück war mit inbegriffen... Reis!

Am Morgen nach der Anreise hatten wir das erste offizielle Treffen mit der Regierung und allen Beteiligten des Projektes. Das Gebäude hatte eine traditionelle anmutige Architektur und auch von Innen war alles sehr schick. Zu formellen Treffen muss man sich natürlich auch passend kleiden. In Bali heißt das: Batik! Zuvor in Bandung gekauft, konnten wir uns ganz stolz in unseren Batikkleidern präsentieren.

Besonders aufmerksam sind die kleinen Lunchboxen, die man immer bekommt bei solchen formellen Treffen. Eine hübsche Pappschachtel mit Wasser und Nüssen, einem kleinen Snack und etwas Süßem.

  

Anschließend wurden wir alle in einen großen Bus verfrachtet, der uns nach Ubud gebracht hat. Mit einer Eskorte der Verkehrskontrolle wurden wir durch die engen Straßen chauffiert. Unterwegs wurde uns berichtet, dass große Busse eigentlich nicht in die Innenstadt von Ubud dürfen, wehalb wir die Eskorte haben und man bei uns eine Ausnahme macht. Da fühlt man sich schon sehr wichtig... bis man merkt, dass man mindesten zehn große Touristenbusse in der Stadt sieht und sich einfach niemand an dieses Gesetzt hält. Typisch Indonesien!

Nun hatten wir genügend Zeit in unseren Gruppen Ubud zu erkunden und waren total überfordert mit all den Touristen überall und den vielen Souvenier- und Schnullipulli-Läden. Ein Restaurant neben dem anderen, dann wieder Klamottenläden, ein bisschen Kunsthandwerk und natürlich Hotels. Das Zentrum wirkt wie die reinste Touristenhochburg. Alles ist ausschließlich auf den Tourismus ausgerichtet.

 

 

BALI

Mittwoch, 15.10.2014

So viel Hin und Her, Ungewissheit, Fehlinformationen und Frust... wir haben es doch nach Bali geschafft! Und es hat sich gelohnt!

Mit dem Flugzeug sind wir von Bandung nach Denpasar geflogen und schon der balinesische Flughafen zeigt, wie groß die Unterschiede zwischen der Insel und dem restlichen Indonesien sind. Bali ist die einzige Insel von ganz Indonesien, wo der Islam keinen Einzug halten konnte. Hier sind die Menschen noch immer Hinduisten und diese tolle Religion ist überall präsent. Man findet sie in der beeindruckenden traditionellen Architektur mit der enormen Liebe zum Detail, in der  Freundlichkeit der Menschen und im Umgang mit der Natur. Aber auch das Klima ist ein anderes. Es ist heiß und feucht, tropisch eben. Man schwitzt durchgehend und kreiert auf dunkler Kleidung seinen ganz eigenen Batikstil durch die Salzränder, die vom Schweiß zurückbleiben. 

Allerdings zieht diese Insel ja bekanntlich sehr viele Touristen an, vorallem viel zu dicke australische alte Leute, die in viel zu kurzen Shorts und Tanktops durch die Gegend laufen und nur zum Essen, Baden und Saufen nach Bali kommen. Ist ja auch günstiger und wir haben rausgefunden, dass man schon für 30 Euro von Australien nach Bali fliegen kann! Was für die Deutschen Mallorca oder die türkische Riviera ist, ist für die Australier Bali. Für uns war das Neuland, so viele Bule aufeinmal zu sehen. In Bandung fallen wir immer auf, sind die einzigen Weißen unter den Indonesiern, aber in Bali sind die Weißen in der Überzahl. Kein "Hallo Mister", kein "Bule, Bule". Aber vor allem, keine Moscheen, kein Sing Sang rund um die Uhr, keine verschleierten Frauen und kein Zwang mehr, lange alles bedeckende Kleidung zu tragen. 

Nun zu unserer Arbeit vor Ort. Wir hatten die Aufgabe, die Entwicklung der Gemeinde in Ubud in der Region Gianyar zu untersuchen und die Probleme aufzudecken. Dafür haben wir jeden Tag mit Einheimischen in der Innenstadt und auch in den Randbezirken Interviews geführt, die Themen wie Tourismus, Transport, Ökonomie und Kultur umfassten. Ubud ist bekannt als Kulturstätte Balis aus dem Buch und geichnamigen Film "Eat, Pray, Love". Seither haben sich die Touristen in Ubud breit gemacht und viele Hotels, Restaurants und Shops sind entstanden. Dadurch sind der Verkehr und vor allem die Parkmöglichkeiten zu einem großen Problem geworden. Die kleinen Straßen sind zur Hälfte zugeparkt mit Mopeds und Autos. Auf der anderen Straßenseiten halten riesige Reisebusse an, um die chinesischen Rundreisegruppen abzuliefern und die Mini-Vans mit dicken faulen Australiern schieben sich die Straßen entlang. Eigentlich ist es den großen Bussen verboten, in die Innenstadt zu fahren, aber das ist nur zu typisch für Indonesien, dass Gesetze gemacht werden, um sich damit zu schmücken, dass man sich entwickeln würde, sich allerdings niemand dran hält und es auch keiner kontrolliert. 

Neben den Einheimischen haben wir auch Gespräche mit der Regierung geführt. Das System, das auf Bali herrscht, war für uns am Anfang recht verwirrend und so ganz durchschaut haben wir es immer noch nicht. Es gibt zwei Stränge. Auf der einen Seite die staatliche Regierung (Desa Dinas) und auf der anderen Seite gibt es die traditionell religiöse Regierung (Desa Adat). Da die staatliche Regierung, wie in ganz Indonesien, auch dort korrupt ist und sich mehr Geld in die eigenen Taschen steckt, als für die Gemeinde auszugeben, vertraut die Bevölkerung mehr auf die andere Seite. Diese sorgt dafür, dass die Tempel gepflegt werden und kümmert sich mehr um die Bedürfnisse der Einheimischen vor Ort. Das ist auch einer der Faktoren, warum die ITB gebeten wurde dieses Projekt zu machen, da es von der staatlichen Seite initiiert wurde und eine Zusammenarbeit zwischen Desa Dinas und Desa Adat nicht besteht. 

Desa Dinas Desa Adat

 

Dago Pakar

Samstag, 11.10.2014

Eigentlich wollten wir mit Debbie zu ihrer Familie fahren. Ihre Großmutter und ihren Onkel, die ca. 3 h von Bandung enfernt leben, besuchen. Jedoch hatte uns die Vorbereitung für das Sommercamp in Bali einen Strich durch die Rechung gemacht, da am Sonntag ein Treffen einberufen wurde und sich das somit nicht gelohnt hätte.

Dafür haben wir dann Zuflucht von dem Lärm der Stadt gefunden und einen Tagesauflug nach Dago Pakar gemacht. Es ist ein kleiner Urwald am Rande Bandungs und es benötigt nur eine Angkotfahrt um dahin zu gelangen. Unterwegs waren wir mit Debbie und Iyma. Zum Anfang noch ein bisschen schüchtern und nicht so überzeugt von ihren Englischfähigkeiten ist Iyma nach den insgesamt über 12 km Fußmarsch doch aufgetaut und hat genauso viel Unsinn erzählt wie wir auch.

Die erste Etappe führte uns zum Goa Jepang. Ein von Meschenhand gefertigtes Höhlenlabyrinth das sich durch den Berg zieht. Dieses wurde von den Japanern im 2. Weltkrieg als Stützpunkt und Gefängnis errichtet. Heute dient es den Fledermäusen als sicheres Zuhause. Trotzdem ist es dadurch nicht weniger gruselig. Mit Taschenlampen und Handylicht sind wir von einer Sackgasse zur nächsten gewandert und haben uns gegenseitig an den Händchen gehalten. Die Gedanken daran, was damals hier geschehen sein musste, kombiniert mit den Geräuschen der Fledermäuse, ließ uns schon einen Schauer über den Rücken laufen. 

Der nächste Stopp war der Goa Belanda. Ebenfalls ein Höhlenlabyrinth, jedoch diesmal erst als Wasserspeicher genutzt. In der Kolonialzeit haben die Holländer die Höhle umfunktioniert und ähnlich wie die Japaner ihren Stützpunkt und ebenfalls ein Gefängnis dort errichtet. Anders als die Japaner, die ihre Gefangenen in den dunklen Höhlen hinter Gittern verotten ließen, haben die Holländer ihre Gefangenen einfach zusammengefercht und eingemauert. 

aufgebrochenes Gefängnis Blick hinter die Mauern

 

Dass in den Höhlen noch immer kein Licht installiert wurde, sorgt für eine wirklich schaurige Stimmung. Jetzt kann man ungefähr nachvollziehen, wie erleichternd das Licht am Ende des Tunnels ist 

Die schwierigste Etappe hatten wir aber noch vor uns. Der Wasserfall! Um dort hinzukommen, muss man gute 4,5 km zu Fuß den Berg hinauf wandern. Die beeindruckende Natur und die Geräusche des Dschungels haben den Weg aber angenehm gestaltet. Eine Verschnaufspause haben wir dann eingelegt und roten Reis mit Bala-Bala verspeist. Ok, es war nicht nur eine Verschnaufspause... 

Naja, endlich am Wasserfall angekommen, haben uns die ganzen wilden Äffchen ganz schön auf Trapp gehalten. Überall kamen sie her und haben nur darauf gewartet, dass man ihnen etwas zu Essen gibt. Ganz schön frech...

Der Wasserfall war schon ein Spektakel; diese Wucht der Wassermassen, die so ein lautes Geräusch erzeugen beim Aufprall und so ein feiner Wassernebel, der in der Luft liegt. 

Im Gegensatz zu dieser Schönheit der Natur, kam die Hässlichkeit der indonesischen Einstellung zu Plastik zum Vorschein. 

Nachdem wir die schön Aussicht genossen hatten und uns über die frechen Äffchen amüsiert haben, mussten wir die 4,5km aber auch wieder hinabsteigen. Als wir endlich wieder im Angkot saßen, war klar... Erstmal ein Bier!

Völkerkunde - Part 1: Kommunikation

Dienstag, 07.10.2014

Aufgund neuster Gegebenheiten, haben wir heute einen völkerkundlichen Beitrag zum Besten zu geben. 

Indonesier haben ein enormes Kommunikationsproblem. Im Besonderen handelt es sich hierbei um die Problematik in der Weitergabe von Informationen und um den Umgang mit dem Wörtchen "Nein".

Vor kurzem haben wir beiläufig von einem Sommercamp auf Bali gehört, an dem einige aus unserer Klasse teilnehmen. Es hieß, dass alle Plätze bereits belegt wären. Jedoch hatte auch niemand anderes außer der fünf Auserwählten vorher von dem Camp gehört.

Punkt 1: Informationen über solche tollen Angebote werden anscheinend beiläufig und ganz unspezifisch auf dem Flur ausgetauscht. Prof trifft Student, ihm fällt was ein, Student gibt es an seine liebsten Mitstudenten weiter oder behält es einfach für sich, fertig.  

Heute früh haben wir um 10.40 Uhr eine Nachricht erhalten, dass sich alle Studenten aus der Klasse zusammenfinden sollen, damit man über dieses besagte Sommercamp sprechen kann. Treffpunkt: 11Uhr! Danke dafür. Da wir natürlich unglaublich gerne an dem Camp teilnehmen wollten, hat Norma ihre Dusche abgegbrochen ohne das Shampoo richtig ausgewaschen zu haben und Nordi den Schlafanzug schnell gegen Straßenklamotten getauscht. Viertel 12 waren wir dann in der Uni, aber von einem Prof oder sonstigem Mitarbeiter war nichts zu sehen. 

Punkt 2: Wenn eine Weitergabe von Informationen an Alle erfolgt, ist sie falsch! Aber auch hier gilt wieder: Prof trifft Student beiläufig auf dem Flur, Austausch von Informationen, Student trommelt die Klasse zusammen, kein Prof erscheint! Kommunikation fehlgeschlagen! 

Wie sich herausstellte, sollten sich nur die fünf Auserwählten einfinden, um weitere Absprachen zu treffen. Das erscheint einem ja auch ziemlich plausibel im Nachhinein. Etwas geknickt sind wir dann erstmal Essen gegangen. Währenddessen bekamen wir dann Nachrichten, dass man ja für uns vielleicht noch was machen kann, weil wir ja auch internationale Studenten sind. Damit fühlten wir uns noch weniger wohl, als mit dem Wörtchen Nein. 

Punkt 3: Die Indonesier lügen dir lieber ins Gesicht, als Nein zu sagen. "Nein, ich weiß den Weg nicht.", würde kein Indonesier sagen, lieber erklärt er dir einen falschen Weg. "Nein, es gibt keinen Platz mehr für euch.", will man hier auch nicht sagen, lieber macht man uns Hoffnung, bis die Sache dann womöglich im Sand verläuft. Oder man setzt alles in Bewegung, um uns noch in das Camp mit rein zu holen, damit man sich mit den weißen, ausländischen Studenten profilieren kann. Das Ganze hat uns ziemlich viel Diskussionsstoff geliefert und uns in einen Zwiespalt getrieben, aber letztendlich haben wir entschieden, die Möglichkeit wahrzunehmen, wenn sie sich uns bietet. Wir sind nur noch 4 Monate hier und wenn die Indonesier nicht Nein sagen können, dann sind sie schließlich selber Schuld.

Idul Adha

Sonntag, 05.10.2014

Die letzten Tage standen überall Ziegen auf den Straßen und wir wunderten, was die alle nun in der Großstadt Bandung zu suchen haben. Es wurden auch von Tag zu Tag weniger und wir wollten dem Mysterium auf die Schliche kommen. Natürlich fanden wir es heraus, um davon zu berichten. 

Das Wochenende des 4. und 5. Oktobers steht im Zeichen des Opferfestes Idul Adha. Dafür werden am Morgen des 5. Paarhufer für geopfert und dabei wird des Propheten Ibrahim gedacht, der nach muslimischer Überlieferung die göttliche Probe bestanden hatte und bereit war, seinen Sohn Ismael Allah zu opfern. Als Allah seine Bereitschaft und sein Gottvertrauen sah, gebot er ihm Einhalt. Ibrahim und Ismail opferten daraufhin voller Dankbarkeit im Kreis von Freunden und Bedürftigen einen Widder.

Es ist für alle gläubigen Muslime weltweit Pflicht, zur Feier des Festes ein Tier zu opfern, wenn sie es sich denn finanziell leisten können. Das Fleisch des Tieres sollen sie auch unter den Armen und Hungrigen verteilen. Es ist ein guter Brauch, allen Freunden und Verwandten zum Opferfest die besten Wünsche zu versichern und auch ihnen etwas von dem Fleisch zu geben. Manchmal wird auch einfach geopfert, um Gott zu danken. 

Wir haben vor einer Moschee einen Haufen armer, auf den Tod wartender Ziegen und Kühe gesehen. Eigentlich hatten wir auch vor uns das Spektakel anzusehen, jedoch war das Tor unseres Hauses abgeschlossen und da wir die Nacht davor erst um 4 nach Hause kamen, wollten wir sie nicht schon wieder aus dem Bett holen. Blöd gelaufen... Aber vielleicht auch besser, sonst müssten wir uns jetzt vegetarisch ernähren.

Am nächsten Tag hat unsere Hausdame uns sogar Rindfleisch angeboten, wir haben aber dankend abgelehnt.