Roadtrip!!

Sonntag, 28.09.2014

Um halb 6 sind wir aufgestanden, um 6 Uhr haben wir unseren Mietwagen geliefert bekommen und um 7 Uhr haben wir uns auf den Weg gemacht. Unsere liebe Debbie ist gefahren, denn diesen Verkehr bekommt man als Europäer nicht so einfach gehändelt. Wir haben auch noch Kirsten mitgenommen, eine deutsche Holländerin aus der Uni. Unser Ziel war der Tempel in Leles und das traditionelle sundanesische Kampung Naga. Der Weg aus der Stadt raus war schon anstrengend. Gute Autofahrer sind die Indonesier nicht gerade und was die Mopedfahrer angeht, scheinen 80% davon lebensmüde zu sein. Die Qualität der Straßen lässt natürlich auch zu wünschen übrig und außer auf dem Tollway, der aus der Stadt raus führt, kann man eigentlich nie schneller als 50 km/h fahren. Nach 2 Stunden erreichten wir das Dorf Leles in dem sich der See Situ Cangkuang befindet. Auf einer Insel in diesem See steht der hindu-javanische Tempel aus dem 9. Jahrhundert; Candi Cangkuang. Mit einem großen Bambusfloß wurden wir zur Insel übergesetzt. Denkt man an einen Tempel, so erwartet man eher ein riesiges Gebilde mit Statuen und Relikten. Dieser Tempel war eher mit einem Schrein zu vergleichen, aber trotzdem bezaubernd.

Nach dieser kurzen Idylle ging es weiter Richtung Garut. Die Straße führte an einer beeindruckenden Landschaft vorbei, bestehend aus saftig-grünen Reisterassen an den Berghängen und einem reissenden Fluss im Tal. Wenn uns die extrem gefährliche Fahrweise der anderen Verkehrsteilnehmer nicht so schockiert und abgelenkt hätte, wäre der Ausblick noch genießbarer gewesen. Aber trotzdem kamen wir aus dem Staunen nicht mehr raus. Dicke völlig überladene LKWs schleppen sich den Berg rauf und runter, man kann vor lauter schwarzen Auspuffabgasen kaum mehr was sehen und die Mopedfahrer scheinen keine Sekunde lang einen Gedanken daran zu verschwenden, dass einem hinter einer Kurve andere Autos entgegenkommen und man möglicherweise nicht überholen sollte um nicht frontal in ein Auto zu rasen. Trotzdem ging wundersamerweise alles gut. Und Debbie ist eine sehr gute Fahrerin.

Anderthalb Stunden später erreichten wir den Eingang zum Kampung Naga (Dorf der Schlange). Nur mit einem Guide durften wir das Dorf betreten. Unzählige Treppen mussten wir hinabsteigen und konnten aber einen so fabelhaften Ausblick genießen, dass man alles andere vergessen hat. 

In diesem Dorf gibt es keine Elektrizität und keine moderne Technik. Die etwa 300 Bewohner leben auf ca 100 Häuser verteilt. In jedem Haus darf nur eine Familie leben und sobald die Kinder alt genug und verheiratet sind, müssen sie das Dorf verlassen und dürfen erst wieder kommen, wenn die Eltern verstorben sind. Das Haus wird immer an die Töchter vererbt. Jede Familie hat ihr eigenes Stück Land für den Anbau von Reis und Gemüse und einen Fischteich. Es gibt einen Anführer, der die Gemeinschaft zusammenhält und Entscheidungen trifft. Als in den 80er Jahren erstmals Touristen in das Dorf kamen, beschloss der Anführer beispielsweise, dass die jungen Bewohner Englisch lernen sollten, damit man die Besucher durch das Dorf führen kann und sie aber auch von den heiligen Orten fernhält und darauf hinweisen kann, wie sich die Touristen zu verhalten haben. 

Fischteich mit Reisverarbeitungshäuschen

Besonders interessant ist, dass sich die Toiletten in kleinen Häuschen über den Fischteichen befinden und die Exkremente direkt als Fischfutter fungieren. Und die Fische waren wirklich riesig!

Wir durften uns sogar das Haus von unserem Guide und seiner Familie anschauen. Alle Häuser sind gleich aufgebaut und bestehen aus einem Wohnzimmer, einem Schlafzimmer, einer Küche und einer Speisekammer. Nur die Eltern schlafen im Schlafzimmer, die Kinder müssen im Wohnzimmer auf dem Boden schlafen. In der Küche befindet sich eine befeurbare Kochstelle und der Boden ist mit Bambusplatten ausgelegt. Diese Platten haben extra Lücken und man kann sie anheben, denn unter dem Haus befindet sich der Hühnerstall. Nachdem die Familie also in der Küche gegessen hat, werden die Reste einfach runtergefegt und somit die Hühner gefüttert. 

 

Die Häuser sind alle in die gleiche Richtung ausgerichtet und die Wege zwischen ihnen, sind mit einem Regenabflusssystem versehen, sodass das Regenwasser von den Dächern in die Rinnen läuft und zum Fluss gelangt. Diese Wege bestehen so schon seit über 300 Jahren. Die Größe des Dorfes wird sich nicht mehr verändern, denn die Fläche ist limitiert und von einem Bambuszaun begrenzt. Die Einwohner bestehen aber auch darauf, dass es so bleibt, denn nur mit dieser Population kann die Versorgung Aller gewährleistet sein. In dieser Gemeinschaft wird auf jeden geachtet. Es gibt kleine Sammelstellen, wo jeden Tag jede Familie einige Nahrungsmittel abgibt, die sie ürbig haben. Falls dann mal jemandem was fehlt, dann ist immer etwas da. Der Islam hat auch in diesem Ort Einzug gehalten, jedoch tragen die Frauen traditionelle Sarongs und keine Kopftücher. Die Moschee befindet sich auf dem zentralen Platz in der Mitte des Dorfes, hier wird eine riesige Trommel geschlagen um zum Gebet zu rufen. Außerdem befindet sich dort ein Gemeinschaftshaus für Frauen. In dem Dorf gibt es 10 Männer die nachts aufpassen, ob es allen gut geht und keiner krank ist. Zudem wird die Zeit von einem der Männer mit der Trommel geschlagen, so dass alle wissen wie spät es zu dieser Stunde gerade ist.

unser Guide vor dem Gebetshaus 

Alle scheinen dort glücklich mit dem was sie haben und es ist eine wunderschöne Vorstellung, dass in dieser schnelllebigen Zeit sowas noch besteht. Dass die Gemeinschaft beschließt so zu leben ohne viel Schnickschnack. Nur mit dem was der Mensch wirklich braucht und die Natur einem gibt.